Der Haibach
Verlauf und (ehemalige) Bedeutung für die Stadt Aschaffenburg als Röderbach, Ohmbach, Feuerbach
Quelle: bei Haibach im Bereich Fischergasse / Schwalbengrube, UTM 32U 514955, 5534804 und 32U 515036, 5534971
Quellhöhe: 270 m ü. NHN
Offener Lauf ab Beginn des Schweiztales, UTM 32U 514737, 5535209
Mündung: Ende des (Namens) Haibachs hinter der Schellenmühle, von dort aus heißt er Röderbach, UTM 32U 513154, 5536701
Mündung als Röderbach bei Goldbach in die Aschaff, UTM 32U 512311, 5537603
oder über Fasanerie-Schöntal, Löhergraben in den Main, UTM 32U 510144, 5535500
Länge bis zum Röderbach 2,5 km, bis Mündung in die Aschaff 4 km, über Fasanerie und Schöntal bis zum Main 6,5 km
Name
Das Grundwort in „Hai-bach“ stammt vom alt-/mittelhochdeutschen Namen „Hagin-aha“. „Hagin“ oder „hegan“ bedeutet „mit einem Zaun, einer Hecke umgeben“, („hege“ = umzäunen, umschließen; abgrenzen) und vom althochdeutschen „aha“ = Fließgewässer. „Haginaha“ heißt also Grenzbach. Weitere Ableitungen des Ortsnamens: Haginaha, Hegebach, Heybach und Haydebach. Seit 1790 ist der Name Haibach endgültig. Der Bach gab der gleichnamigen Ort seinen Namen.
Verlauf
Karte 1:
Der Haibach (im Volksmund immer noch Haidebach genannt) entspringt im Quellgebiet der heutigen Fischergasse / Birkenwiese. Er wird gespeist durch Zuflüsse vom „Gelberübenberg“ und „Kirchgässchen“ und floss einst durch die Fischergasse, untere Rohrbachstraße und untere Ringwallstraße. Im Bereich der Birkenwiese und Ankergasse waren zwei Teiche, die als Viehtränke und als Löschweiher angelegt waren. An der Kreuzung Fischergasse / Ankergasse / Rohrbachstraße war der „Kuhgraben“, eine Viehtränke. An der heutigen unteren Ringwallstraße bis zur Schwalbengrube war die Rohrwiese, in die auch der „Rohrbach“ mündete. Unterhalb der Schwalbengrube wird Wasser aus dem Gebiet der Schwalbengrube zugeführt und der „Haibach“ fließt nun oberirdisch durch die Haibacher Schweiz.
Karte 2:
Der Haibach fließt in nordwestliche Richtung zwischen Schellberg und Hasenkopf in Richtung Schmerlenbacher Straße bis zur Schellenmühle am Fuße des Gartenberges. Dort passiert der Haibach die Ortsgrenze zur Stadt Aschaffenburg. Vor der Schellenmühle nimmt er von links einen Zufluss vom Haibacher Wildpark und von rechts aus Richtung Forsthaus auf. An der Schellenmühle mündet von links der Bach aus dem Krämersgrund.
Ein Kanal versorgte früher die Schellenmühle, ein anderer Bacharm lief weiter und nahm hinter der Schellenmühle den Mühlbach und den Bach aus dem Krämersgrund auf. Danach floss der Bach unterhalb der Schellenmühle durch neugerodetes Gebiet. Von hier ab trägt er den Namen Röderbach (auch Rettenbach). Der Gutshof erhielt den Namen „Röderbachshof“ (oder Rettenbachhof), heute genannt „Lufthof“.
In früheren Zeiten floss der damals wesentlich stärkere Bach in gerader Richtung durch den Wald und unweit vom Goldbacher Kreuz vorbei und dem Ärarialholzhof an der Goldbacher Straße zu, wo das vom Spessart über die Aschaff hereingeflößte Holz „aufgearkt“ wurde.
Weiterer Verlauf des Haibach/Röderbach
Nach Goldbach zur Aschaff (Karte 3)
Als Röderbach fließt er über eine Bachgabelung, von wo aus der linke, als offener Kanal aufgeschüttete und abgegrabene Arm bei niedrigem Wasserstand vor einem Wehr komplett in die Fasanerie geleitet wird. Bei Normalabfluss verlaufen beide Bacharme weiter nach Norden und vereinigen sich im Goldbacher Gemeindegebiet oberhalb der Österreicher Straße. Der Röderbach unterquert dann die Österreicher Straße und die Trasse der Main-Spessart-Bahn sowie die Auffahrt zur Bundesautobahn 3 an der Anschlussstelle 59 Aschaffenburg Ost und mündet in die Aschaff.
Zur Fasanerie und zum Schöntal (Karte 4)
Schon unter Erzbischof Adalbert von Saarbrücken (von 1111 bis 1137 Erzbischof von Mainz) wurde im Rahmen der Stadt-Befestigungsmaßnahmen der Bach zur Fasanerie geleitet. Er gelangte bald nach seinem Eintritt in die Fasanerie in eine Brunnenstube, von der aus er später in einer 1875/1877 beim Bau der Miltenberger Bahn angelegten gusseisernen Röhrenleitung von 1158 Meter Länge längs der Fasaneriewiesen führenden Pfades bis zur neuen Brücke an der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Straße geleitet wurde. Mit Hilfe von zwei Dükern wurde er unter der Hafenbahn und unter der Miltenberger Strecke hindurch und wieder in die Höhe gebracht. In offenem Rinnsal floss er bis zum Hannewackersee, der im Volksmund „Hannewackeldudelsee“ heißt. Im Hannewackersee wurde das Wasser des Kühruhgrabens (Welzbach) zugeführt. Die Verrohrung auf der Großmutterwiese wurde 2020 in einem Renaturierungsprojekt entfernt und der Röderbach wieder freigelegt. Die Rohre laufen weiter zum sogenannten Muttersee, einem kleinen Teich am Rande des Landschaftsgartens Schöntal. Im Schöntal dient der Bach als Frischwasserzufluss des Muttersees, des Schöntalkanals und des Sees um die Schöntalruine.
Der Haibach/Röderbach/Ohmbach/Feuerbach in seiner Bedeutung für die Stadt Aschaffenburg
Der Bach trat nach dem Schöntal „am Sande“ „hinter der Eiche“ in die mittelalterliche Stadt ein. Hier stand eine Eiche, weshalb der heutige Verbindungsweg vom Schöntal zum Rossmarkt noch „Hinter der Eich“ heißt.
Der OHMBACH (Karte 5)
An der Eiche wurden die Fässer geeicht. Von dem Wort Ohm, einem alten Flüssigkeitsmaß, etwa 160 Liter, erhielt der Röderbach nun den Namen „Ohmbach“. Als Ohmbach floss er auf seinem natürlichen Weg durch die Ohmbachsgasse bis in den Stadtgraben (zwischen Sandtor und Badergasse). Der Hauptarm bestand aus Kandeln und hatte im Lichten etwa 50 Zentimeter Breite und 60 Zentimeter Höhe. Erst floss der Bach vollständig offen durch die Stadt, später wurde er mit Steinplatten bedeckt. An der Straußapotheke trat er heraus, überquerte den Salzmarkt und dann sofort auch die Steingasse. Hier befand sich ein allgemeiner Wasserschöpfplatz und daneben stand ein Ziehbrunnen, der „Frauenborn“ genannt. Das Wasser stürzte dann dort, wo sich die Hintergebäude der Sterndrogerie befanden, in den Landdinggraben. Gleich am Eingang trieb es eine Walkmühle welche aber schon im 13. Jahrhundert wieder verschwand. Der Landinggraben der im 16. Jahrhundert noch vollständig bestand, war sehr tief. Danach gelangte das Wasser an den Viehberg (heute Schlossberg). Vor seiner Mündung in den Main trieb es noch die „Vikthumsmühle“.
Als die Stadt sich im 13. und 14. Jahrhundert nach Osten und Norden erweiterte, wurde der Verlauf des Baches geändert. Vom oberen See ging ein Abfluss unterirdisch zu der Eiche. Dort konnte im Bedarfsfall durch Heben einer Deckplatte und Ziehen einer Schleuse bewerkstelligt werden, dass das Wasser in den Stadtgraben floss, der vom äußeren Sandtor durch das jetzige Schöntal am Herstalltor vorbei, zwischen Friedrich- und Weißenburger Straße und dann durch den Schlossgarten zum Main zog.
Als Johann Schweikhard von Cronberg von Georg Riedinger 1605/14 das heutige Schloss als Zweitresidenz erbauen ließ, war ihm der tiefe Landdinggraben hinderlich. Deshalb überwölbte er diesen dort mehr als zehn Meter unter der Schlossebene und führte ihn durch die beiden Bauhöfe durch an der Nordseite des Gebäudes vorbei, um in ihn die Rutschbahnen der Aborte des nördlichen und südlichen Flügels leiten zu können. Sodann lenkte er das Wasser durch eine Dole unter dem Zollbeamtenhaus hindurch in den Main.
Damit das Wasser bei seinem Fall von mehr als neun Metern die Kanalmauern nicht unterwühlte, legte der Baumeister starke Sandsteinplatten treppenförmig hinein. Die Vikthumsmühle wurde an den Auslauf des ärarialischen Feuerbachs verlegt. Bei Errichtung des alten Winterhafens im Jahr 1869 erhielt der Ohmbach seine Ausmündung am Mainberg vor dem Pomejanum.
Der FEUERBACH (Karte 6)
War die Schleuse an der Eiche geschlossen, floss der Bach als „Feuerbach“ durch einen mit Steinplatten bedeckten Kanal zum Herstalltor. Von da aus floss er durch den „Entenpfuhl“ (Entengasse), am Ingelheimer Hof vorbei in die Treibgasse, dann durch die Strickergasse. Er überquerte (!) den Ohmbach und floss durch den vorderen Schlossgraben am Schloss vorbei. Hier stürzte er dann 12 Meter tief die Mauer hinab, trieb die Schlossmühle und ergoss sich in den Main.
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