In Haibach waren seit dem Jahr 1880 Schneider ansässig. Als erster Schneidermeister ist Franz Mungel Ende des 19. Jahrhunderts erwähnt, Sebastian Rückert, der Schneider-Bast, war der erste, der Lehrbuben ausbildete. Die heutige Haidebachstraße wurde sogar Scheidersgasse genannt. Im Jahr 1900 arbeiteten zwölf Personen in sechs Heimwerkerstätten, 1936 waren es schon 20 Heimwerkerbetriebe und drei mittelgroße Werkstätten. 1970 wurden 15 Heimarbeiterstellen, fünf Fabriken und sechs mittlere Industriebetriebe gezählt. Das Schneiderhandwerk “brachte viel Arbeit und wenig Brot” wird in der Ortschronik vermerkt.
Die Schneiderstuben in den Häusern dienten als Wohnung, Schlafraum und Werkstatt, von früh bis spät “glühte die Nadel”. Benni Hubert beschreibt diese Situation in einem Mundartgedicht:
“Alles wor in de Schneiderstube:
Die Fra, die Kinn, Mädchen un Bube.
Was nötig war, bei Tag und Nacht,
wurd in der Schneiderstub gemacht:
Es Esse, es schloofe, un die Kinn.
Der Bügeltisch, die Nähmaschin,
der Ofe und die Schneiderspäck,
des wor des Schneiders Lebenszweck.”
Doch es waren die Schneider, die sich auch etwas leisten konnten. So fuhr Konrad Großmann im Jahr 1930 das erste Motorrad in Haibach und Schneidermeister Jakob Kunkel hatte das erste Auto im Dorf. Der Schneider-Jakob konnte schon in den 1930er Jahren eine Ausbilderprüfung nachweisen und bildete über 50 Schneider aus. Er hatte die erste große Scheiderwerkstatt und beschäftigte in den 1930er Jahren bis zu 15 Personen.
Der Schneiderberuf war damals für über die Hälfte der Schulabgänger Ziel ihrer Ausbildung.