Am 18. Juli 1945 haben hier „Polen“ aus einer Aschaffenburger Kaserne den Haibacher Fuhrunternehmer Georg Sauer ermordet und sein Fahrrad gestohlen.
Auf der Vorderseite weist eine Inschrift auf den Anlass der Gedenkstätte hin:

Schmerzhafte
Mutter Gottes
erbarme dich unser.
Hier starb
durch Feindeshand
am 18. 7. 1945
Georg Sauer
Fuhrunternehmer
aus Haibach.

 Der Fuß des Gedenksteins ist aus Granitsteinen gemauert, die Pieta in der Nische ist 46 cm hoch und farblich gefasst.

 Hintergrund:

Die amerikanische Militärverwaltung richtete in Aschaffenburg 1945 in den Kasernen Lager ein zur Unterbringung sogenannter „Displaced Persons“ (DP). Unter den Sammelbegriff der DPs wurden Ende des Zweiten Weltkriegs all jene ausländischen Zivilpersonen zusammengefasst, die sich durch die Kriegseinwirkung an Orten außerhalb ihrer Heimat aufhielten. Hierzu zählten vornehmlich ehemalige Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und andere Arbeitskräfte, die teils freiwillig, teils unfreiwillig während der Kriegsjahre nach Deutschland gekommen waren. In den Auffanglagern entwickelte sich oft eine von den DPs getragene Selbstverwaltung.

Die Aschaffenburger DPs kamen vornehmlich aus osteuropäischen Staaten (meistens Ukrainer, Litauer und Polen, die sich während des Krieges nicht selten als Helfer der Nationalsozialisten erwiesen hatten). In Aschaffenburg waren sie untergebracht in der Alten Kaserne (Goldbacher Straße/Weißenburger Straße, meist Polen und Litauer), in der Jäger-Kaserne (Würzburger Straße, meist Polen und Litauer), in der Pionierkaserne, später Fiori-Kaserne (Christian-Schad-Straße, 2000 Personen), in der LaGarde-Kaserne, später Smith-Kaserne (Am Funkhaus, 1700 Personen), in der Bois-Brulé, später Graves-Kaserne (Bayreuther Straße, 1500 Personen, meist Ukrainer), in der Artillerie Kaserne, später Ready-Kaserne (Josef-Dinges-Straße, 2000 Personen, meist Ukrainer).
(Die Straßenbezeichnungen entsprechen den aktuellen Namen.)

Immer wieder kam es im Umfeld der DP-Camps zu Problemen mit der einheimischen Bevölkerung, zu Gewalttaten und Plünderungen. So wurden neben Georg Sauer noch zwei weitere Ermordungen in Haibach beklagt. Die „Sälleseiter“ ergriffen zur eigenen Sicherheit eine besondere Vorsichtsmaßnahme: Sie hängten Tücher hinter die Fenster und stellten Backbleche von innen dagegen. So waren diese von außen nicht sichtbar, fielen jedoch schon beim leichten Druck um und warnten die Bewohner. Auch eine Zwei-Mann-Schleichwache mit Trillerpfeifen und Handbeilen lief nachts durch die Gassen. Der Ortsteil blieb von Überfällen verschont.

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