Die Orte unserer Heimat haben seit jeher Necknamen. Das sind keine Eigenerfindungen, sondern wurden einem von Nachbarn „angehängt“. Früher wurden sie benutzt, um die Bewohner zu charakterisieren oder gar zu verspotten. Es ist Brauchtumspflege, wenn diese Ausdrücke in der Zukunft erhalten bleiben. Die Orte brauchen bei aller Weltoffenheit eine Identität, die den Zusammenhalt stärkt.
Unser Wellekipper steht für regionale Identität. Er sorgt für ein Angebot im Bereich der Naherholung und steht auch als Beispiel für bürgerliches Engagement. Durch den Hinweis auf die Geschichte des Ortes schafft er eine Verbindung zu den heutigen Generationen.
Der Heimat- und Geschichtsverein hat einen „echten“ Wellekipper aus Cortenstahl aufgestellt zur Erinnerung an die harten Zeiten, in denen zum Heizen Leseholz aus dem Wald geholt wurde. Altbürgermeisterin Heidrun Schmitt hat für die Aufstellung der Figur ein Gedicht verfasst: „Do stäiht er jetzt un guckt ens Dorf voller Stolz, mit seune Welle, dem gesåmmelte Holz.“ Bürgermeister Andreas Zenglein betonte die Funktion, die der Wellekipper für die jungen Generation erfüllt. Das Standbild sei identitätsstiftend und füge sich in die Symbolik zwischen Hohem Kreuz und den Drei Kreuzen als Hinweis auf die Bodenständigkeit der Menschen im Ort ein. Dabei fordere der Wellekipper auf, sich mit der Geschichte der Menschen in der Heimat zu beschäftigen. Die „Hawischer Buchfinken“ umrahmten die Feier mit den Hawischer-Luft-Liedern. Sie geleiteten auch den alten Wellekipper-Schubkarren zum Aufstellungsort. Susanne und Roland Albert hatten ihn mit Reisigwellen beladen und so verdeutlicht, wie sich die Vorfahren um ihr Brennholz gemüht haben.

Worterklärung „Welle“
Welle = ein Bündel aus Ästen, Reisig
Mit Welle wurde ein Volumenmaß in der Holzwirtschaft bezeichnet. Das Maß war dem Reisigholz vorbehalten. Das Reisigholz war nichtspaltbares Holz und das billigste Brennholz. Bei dem Bund handelte es sich um Holzmengen mit bestimmtem Umfang und Länge.
1 Welle = 1 Meter Umfang (etwa 32 Zentimeter Durchmesser) und 1 Meter Länge.

Worterklärung „kippen“
Die Äste werden auf den Kippklotz gelegt und gegen die Faserrichtung mit dem Beil auf die gewünschte Länge abgehackt = gekippt. Dagegen wird Brennholz entlang der Holzfaser mit der Axt gespalten.

 

In den 1960er Jahren hat Beni Hubert ein Gedicht über den Wellkipper verfasst:

Hawischer Wellekipper

Wellekipper is’ e Wort
Des stammt noch aus der alte Zeit.
Hawisch war e klåner Ort
Un’ es gab viel arme Leit.

Häusje baue’ – Kinn ernähr’n,
Des bissje Geld, des konnt’ nit långe,
Holz musst’ her, – geschürt musst’ wer’n –
Do es mer halt ens Holzisch gånge.

Erlaubt wor: Wos im Wald geläsche,
Des konnt’ mer sich zusammentråge’.
Blouß selber ebbes abzusäsche,
Das durft’ mer grundsätzlich nit mache.

Blouß Kriwes-Krawes lag oft rim
Un’ nebe’ steh’n die schäine Beemjen.
Die haache se ganz hurtig im
Un’ nemme sich die schäine Stämmjen.

Sie binne dann die Welle z’åmme
Schähi auße rimm des Leseholz.
„Heit hon mer wirrä e poor Stråmme!“
Häßt’s uff em Heimweg dann ganz stolz.

Kimmt dann de Waldschütz grad die Wege
Un’ frogt: „Wie seid Ihr uff die kumme?“
Häßt’s blouß: „Die hon do rimm gelege,
Do hon mer sche halt mitgenumme.“

So wor es früher mol gewese.
‘s musst wårm soi für die ganze Sippe.
Do långt ko’ Welle z’ammelese,
Do musst mer a’mol Welle kippe.

En Jäger hatt’ en Bock geschosse;
Der Schuss war schlecht – lag zu weit hinne
Do hatt’ er’n weiter laafe losse
Un’ dacht’: Mein Hund werd ihn scho finne.

En Wellekipper wor zur Stelle
Un’ hatt’ den Rehbock oigesackt.
Er hott ihn zwische seine Welle’
Nach auße unsichtbar verpackt.

Dehaam gab’s Reh mit rohe Klöß’ –
Wås hann die Kinner eine Freud’!
Falls de’ Jäger nit gestorbe es,
Dann sucht soin Hund de’ Bock noch heut.

 

Friedel Aulbach hat in seinem Lied „Ritter, Fürst und Wellekipper“ gedichtet:

Die Wellekipper

Zur Winterzeit wånn´s drauß so kalt
da geht´s ins Holz naus in de Wald.
Mit Hacke, Bickel, Schlååche, Keil
wern Stöck gegrabe Dunnerkeil.
Und dünne Bengel, Reisig-Holz
git Welle –  d´ årme Leit ihrn Stolz.
Wellekiper drauß im Wald
schaffe fest, däss laut es schallt.

En jedem Houf en unserm Ort
do setzt en Haufe Welle dort.
Fä Wäsch zu koche gut geeicht
un Eierbacke kinnerleicht.
Wer wårm hou well der muss schürn
sunst dut die Nase ihm erfriern
Wellekipper drauß im Wald
schaffe fest, däss laut es schallt.

Die Ritter und die Kurfürstzeit
es heit blouß noch Vergangenheit.
Die Stöck und Wellekipperei
es ach scho långe Johrn vorbei.
Jawohl, des Alles merkt man schnell
vom Haabersch bis zum Schlossknickel.
Dort wird jedem sonnenklar
wie es früher einmal war.

 

Andere Ortsnecknamen in der Nachbarschaft:

  • Grünmorsbach: Morschbicher Krocken oder Zicheuer
  • Oberbessenbach: Viereckische
  • Straßbessenbach: Streeßer Krumbärnbleeser
  • Keilberg: Hawwernstrübber
  • Waldaschaff: Herrgottsdieben
  • Hain: Hoer Krocke
  • Sailauf: Wasserköpp
  • Eichenberg: Nölle
Lauf
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